Nach 32 Stunden Fahrt haben wir’s geschafft: Wir sind angekommen in Schottland. Man war das eine Fahrt. Angefangen mit 3 Stunden Stau auf der A1, bis hin zu einer peinlichen Tankaktion in Calais war alles dabei. Nun ja, haben wir folgende Dinge dazugewonnen: Den Titel als bekloppte Deutsche, die Gelassenheit links in einen Kreisverkehr reinzufahren und die Erkenntnis, dass „Gas Oil“ der französische Diesel ist. Nach diesem Erlebnis dachte ich echt, uns kann nichts mehr erschüttern – falsch gedacht.
Montag, 15.08.2016
Wir kommen in der kleinen Stadt Jedburgh – direkt hinter der Englisch-Schottischen Grenze an und steuern den örtlichen Campingplatz an. Er ist klein, aber schön gelegen und übersichtlich. Nachdem Tophi den Crafter über eine enge Brücke, hinein in eine Campingbucht manövriert hat, sind wir alle froh gleich etwas warmes vom Grill in den Bauch zu bekommen, denn wir hatten über den Tag nur Brot und etwas Kleinkram. Während die Jungs den Grill anschmeißen, räume ich den Crafter auf und filme noch etwas die vielen Krähen, die etwa 50 Meter über uns in den kahlen Bäumen sitzen und ordentlich Lärm machen – trotzdem irgendwie gemütlich.
Bei einem Feierabendbier stoßen wir alle auf den ersten gemeinsamen Abend in Schottland an, essen dann gut und gehen gegen 23.30 Uhr ins Bett – wir sind alle ganz schön platt.
Dienstag 16.08.2016
Am nächsten Morgen werden wir etwas unsanft aus unseren Träumen gerissen, weil der Campingplatzbesitzer an der Scheibe klopft, um uns mitzuteilen, dass die „Rezeption“ nur bis halb 11 geöffnet hat. Ich schäle mich also aus meinem Schlafsack, während die Jungs noch etwas dösen und gehe bezahlen. Der Campingplatzbesitzer ist – wie eigentlich alle Briten – unglaublich freundlich und gibt mir noch ein paar Tipps zu unserer weiteren Reise.
Da ich ohnehin schon mit Kopfschmerzen aufgewacht bin, bin ich nicht ganz so fit und muss den Tag etwas langsamer anfangen. Gegen Mittag kommen wir am Campingplatz los und fahren zum Jedburgh Abbey, einem schönen Castle mit anliegendem Campingplatz. Dort trinken Eric und ich einen Kaffee und lassen uns die Sonne auf den Bauch scheinen, während Tophi und Phil zum ersten Mal die Drohne steigen lassen. Nach zwei Stunden Stadttour und Sonne tanken machen wir uns auf den Weg Richtung Edinburgh mit dem Ziel einzukaufen und uns das Schloss anzusehen. Wer diese Seite etwas verfolgt weiß, dass meine Pläne so gut wie nie aufgehen, so auch diesmal: Als wir in Edinburgh ankommen ist die Innenstadt so voll, dass wir beschließen uns einen craftertauglicheren Ort zum Parken zu suchen und fahren zu einem Vulkan, etwas außerhalb vom Stadtzentrum. Schade eigentlich, denn die Altstadt ist wirklich einen Besuch wert! Am Arthur’s Seat beginnt die erste Wanderung für uns alle. Vollgepackt mit 4x Kameraausrüstung, 4x Stativen und 4x ausreichend Trinken besteigen wir den Berg, der sich 250m über Edinburgh erhebt. Die Sicht von dort oben ist einfach unglaublich, sodass wir beschließen den Sonnenuntergang abzuwarten. Eine erste Kostprobe der schottischen Fliegen bekommen wir ebenfalls: Dort oben wimmelt es nur so vor Fliegen, sodass wir immer in Bewegung bleiben mussten. Eric hatte von anderen Touristen erfahren, dass diese Plage nur einmal im Jahr für etwa eine Woche im August so extrem sein soll – da sag ich nur: „Perfektes“ Timing! Aber je später es wurde, desto besser wurde es.
Gegen 23 Uhr ist es komplett dunkel und wir haben einen Rundumblick über die erleuchtete Stadt – ein einmaliger Ausblick! In der Dunkelheit laufen wir wieder runter und zurück zum Auto – zum Glück ohne größere Verletzungen nach Tophis Abgang.
Da wir noch ein bisschen fahren wollen, beschließen wir weiter Richtung Norden und somit raus aus der Stadt zu fahren. Mit diesem Vorhaben kommen wir aber nicht weit, denn als wir über die Forth Bridge fahren, um nach Norden zu gelangen, bleibt uns der Mund offen stehen. Trotz unserer Müdigkeit fahren wir von der Schnellstraße ab und suchen uns einen Platz unter der Brücke, an dem man einen guten Blick auf die alte Eisenbahnbrücke, die aktuelle Autobahnbrück und die im Bauzustand befindliche dritte Brücke hat. Wir stehen in einem kleinen Hafengebiet etwas ab vom Schuss und bleiben dort für über 2 Stunden und machen Fotos in allen Variationen.
Nachdem wir alle ausgehungert und müde sind, fahren wir wirklich raus aus Edinburgh und suchen uns an einer Landstraße einen Parkplatz, an dem wir die Nacht verbringen. Dort Essen wir noch eine Kleinigkeit und bauen dann – wie jede Nacht – unseren Crafter zum Campingwagen um und gehen vollkommen müde schlafen – was für ein langer Tag!
Mittwoch, 17.08.2016
Wir starten den Tag heute etwas später als sonst, dafür aber auch gemütlicher. So langsam haben wir eine Routine im Aufräumen, Frühstück machen und zusammenpacken entwickelt, sodass wir innerhalb von 30 Minuten gefrühstückt haben und uns noch schnell fertig machen zur Weiterfahrt. Von Auchertool geht es nun weiter nördlich Richtung Perth zum einkaufen und weiter an den Black Sprout Waterfall. Als wir in die Straße einbiegen, fahren wir unter einer Brücke durch, die so hoch ist wie der Crafter – aber alles noch kein Problem. Der Parkplatz dort ist so schön und leer, dass wir beschließen länger dort zu bleiben und zu grillen.
Außerdem muss ich Daten sichern und die weitere Route für den Tag abstecken – ich glaube ich hatte in meinem Leben noch nie so einen schönen Arbeitsplatz.
Zum Wasserfall führt ein kleiner Weg durch den Wald, den Berg hoch. Es sieht ein bisschen märchenhaft aus wie die Sonne durch die Blätter scheint und ein leichter Wind geht. Den Wasserfall kann man von einer Aussichtplattform beobachten oder – so wie wir – den Weg weiter hoch gehen und uns auf die Stufen des Wasserfalls setzen. Wir verbringen dort geschlagene 2 Stunden, machen Fotos und Eric redet noch mit bayrischen Touristen. 300 Fotos und 20 Minuten Videos später laufen wir zurück, packen unsere Kameraausrüstung weg – die für Aussenstehende wohl so aussehen muss, als würden wir ein ganzes Filmset transportieren – legen einen Tankstop ein und steuern unser nächstes Ziel an. Obwohl es schon 19 Uhr ist und viel später als geplant – mal wieder – beschließen wir die Drohne mitzunehmen und den großen Wanderweg hochzulaufen. Oben angekommen erwartet uns ein beeindruckender Wasserfall über mehrere Ebenen. Fazit des Trips: Phil ist große klasse darin sich im Sturz abzufangen, Midgies (winzig kleine schottische Mücken) sind richtige Mistviecher, im Dunkeln zurück zu klettern ist einfacher als man vielleicht denkt UND diese wunderschönen lila Blumen gehören nicht zu einem weichen Lavendelbusch, sondern zu Disteln!
Die Weiterführung des Blogs folgt. Jeden Tag schreibe ich etwas weiter und ergänze Tag für Tag neue Fotos in meinem Schottland-Portfolio.
Protagonisten:
Tophi und Phil – Tophi Media
Eric – EZUML